Der Redakteur Daniel Stuckenberg vom OS-Radio hatte uns besucht, weil er eine Sendereihe über "ungewöhnliche" Sportarten macht. Seine Reportage ist sehr schön geworden. Warum er aber ausgerechnet unsere Betätigung für "ungewöhnlichen" Sport hält, ist wohl eine Folge der Geografie. In Frankreich wäre das nicht passiert.
Letzten Sonntag hatten wir mit ein paar afghanischen Flüchtlingen einige Runden Boule gespielt. Das scheint so gut angekommen zu sein, dass sie heute Revanche gefordert haben.
Rita Alte Bornhold (zweite von rechts) organisierte die Organisation, der Rest spielte das Spiel. Es ist immer wieder erstaunlich, wie gut man zusammenspielen kann, ohne eine gemeinsame Sprache zu sprechen.
Wir haben viel gelernt.
M.B.
Weit über 5.000 km haben sieben Jugendliche aus Afghanistan hinter sich gebracht, um am Samstagnachmittag zusammen mit uns (Klack95) Boule zu spielen. Okay, das war vielleicht nicht ihr ureigenstes Motiv, um ihr Heimatland zu verlassen und sich auf den Weg nach Europa zu machen. Diese Jugendlichen hatten wahrscheinlich nicht einmal die geringste Ahnung, dass es in Deutschland Menschen gibt, die Metallkugeln auf den Boden werfen, sie dann wieder aufsammeln um sie erneut wegzuwerfen, das Ganze „Pétanque“ nennen und damit eine Sportart meinen. Aber wenn sie schon mal hier sind?
Wolfgang Ruthemeyer (Dritter von links), der beim Osnabrücker Jugendamt für „unbegleitete minderjährige Flüchtlinge“ zuständig ist, wie das im schönen Behördendeutsch heißt, hatte dieses Angebot für Jugendliche organisiert, die in der Osnabrücker Jugendherberge untergebracht sind.
Wenn man nun als „normaler“ Mitteleuropäer Menschen gegenüber steht, die von weither geflüchtet sind, und von deren Existenz man nur aus den Medien gehört hat, ist man ja erst einmal ein bisschen gehemmt. Vor allem, wenn man weder paschtunisch noch Dari (persisch) spricht und die Jugendlichen weder deutsch, englisch oder französisch. Auch weiß man nicht so recht, wie man mit jungen Menschen umgehen soll, die ihre Familien verloren haben und die sich allein auf den Weg zu uns gemacht haben, wobei man sich gar nicht vorstellen mag, was auf so einer Reise alles passiert sein wird. Und wenn man sich dann noch überlegt, wie groß Angst und Chaos in einem Land sein müssen, damit junge Menschen sich lieber alleine auf diese Reise machen, statt im eigenen Land bleiben zu wollen, dann ist die Kontaktaufnahme nicht gerade einfach.
War aber letztlich überhaupt kein Problem.
Verständigen kann man sich auch ohne Text, und Spielregeln lernt man sowieso am Besten beim Spiel, besonders, wenn man jung und aufmerksam ist.
Also: Der Nachmittag endete mit einem knappen Sieg für Deutschland gegen Afghanistan.